Siegen-Wittgenstein/Berlin. Die Preise für Bau- und Schnittholz bewegen sich seit Wochen auf Rekordniveau. Holz war noch nie so teuer wie heute. Gleichzeitig erlebt der deutsche und europäische Markt derzeit einen massiven Holz-Engpass. Handwerker*innen und Bauerwillige müssen derzeit mit langen Lieferzeiten für den wichtigen Rohstoff rechnen.
Nezahat Baradari, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis „Olpe – Märkischer Kreis I“ mit Betreuungswahlkreis Siegerland und ordentliches Mitglied um Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, sieht verschiedene Gründe für die anhaltende Knappheit: „Holz ist derzeit im In- und Ausland sehr gefragt. Zum einen werden in Deutschland immer mehr Neubauten in Holzbauweise errichtet und seit der Corona-Krise beschäftigen sich viele Menschen mit Holzarbeiten am Haus und im Garten. Zum anderen importiert die USA seit Monaten verstärkt deutsche Hölzer, da durch die großflächigen Waldbrände in Kalifornien die Holzernte ins Stocken geraten ist. Ein ungebremstes Holz-Interesse haben zudem China und Indien. So gehen aktuell auch aus dem Waldreichen Siegen-Wittgenstein Bäume containerweise nach China und in die USA. Dies zusammen führt zu den aktuellen Lieferengpässen und damit zu stark ansteigenden Preisen.“
Der nachwachsende und klimafreundliche Rohstoff Holz wird auf vielfältige Weise eingesetzt. Er findet beispielsweise als Dämm-Material, als Konstruktionswerkstoff im Brückenbau, für Dachstühle, Fenster, Türen und komplette Häuser, im Schiffbau und natürlich für die Möbelherstellung Verwendung. Zum Problem wird diese Situation nun auch für das holzverarbeitende Gewerbe und Bauwillige in der Region. Lange Lieferzeiten und hohe Preise sorgen für Verzögerungen und zeitweise Baustopps.
Dies ist nicht nur für die Betroffenen problematisch, sondern gefährdet auch das Erreichen der Klimaziele, erklärt die heimische Abgeordnete Nezahat Baradari: „Deutschland hat circa 11,4 Millionen Hektar Wald, die USA hingegen 304 Millionen Hektar – das ist das 27-fache. Derzeit exportieren wir unseren Wald bis zur inländischen Holzknappheit. Wenn wir unser Holz in Deutschland nicht systematisch nutzen, sondern es im großen Stil exportieren, werden mitunter klimaschädlichere Produkte verwendet. Als SPD-Bundestagsfraktion setzen wir uns daher dafür ein, die regionale Holzwirtschaft nicht nur zu schützen, sondern auch zu stärken. Die EU-Kommission ist nun gefordert, umgehend Vorschläge zu entwickeln, wie der Rohstoffverknappung bzw. der Rohstoffspekulation und den damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden entgegengewirkt werden kann. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier muss hierauf mit allem Nachdruck in Brüssel drängen. Als letztes Mittel wäre auch ein Exportstopp in Drittstaaten zu prüfen, der eine akute Krisenlage auffangen könnte.“