Siegen. In den letzten 10 Jahren ist die Bevölkerung von Siegen um über 3000 Einwohner*innen gestiegen. Aktuell (31.12.2019) liegt die Siegener Bevölkerung bei 102.770 Einwohner*innen nach 99.326 Ende 2010. Gegenüber dem Vorjahr (31.12.2018: 102.836 Einwohner*innen) ist sie stabil geblieben. Nach der Corona-Pandemie werden allerdings viele Studierende, die aktuell im Homeoffice sind, nach Siegen ziehen wollen, um ihr Studium in Präsenz zu führen. Perspektivisch wird die Bevölkerung zudem weiter zunehmen (laut Statistischem Landesamt auf über 107.000 im Jahr 2040). Mit dieser Bevölkerungszahl wird auch aktuell bei der Überarbeitung des Regionalplans für die Stadt Siegen gerechnet. Die Planung des Wohngebietes braucht zudem einige Jahre Vorlauf. Somit bekämpfen wir hier nicht nur den aktuellen Wohnungsmangel, sondern schaffen gleichzeitig auch Wohnflächen für die zukünftigen Bedarfe. Der aktuelle Mangel an Wohnungen in Siegen liegt insbesondere im Bereich bezahlbarer Wohnraum für Studierende, finanziell Schwächere, Senior*innen usw. Dies belegt eine Studie der Humboldt-Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Hans-Böckler-Stiftung von 2019, der zufolge in Siegen 4.665 Wohnungen für Personen fehlen, die weniger als das Durchschnittseinkommen (Bundesmedianeinkommen) beziehen.
Natürlich ist das Schließen von Baulücken ein wichtiger Faktor zur Bekämpfung dieses Wohnungsmangels – gerade unter Umweltaspekten. Dies allein reicht jedoch nicht aus, um den Wohnungsmangel in Siegen zu beheben. Auch hat die Stadt auf die Schließung von Baulücken keinen Einfluss, da dies nahezu ausschließlich im privaten Bereich erfolgt. Insbesondere können hier keine Vorgaben für den geförderten Wohnraum gemacht werden. Um die Schließung von Baulücken zu fördern, hat die Stadt Siegen hierzu ein Baulückenkataster online gestellt und berät Bauwillige bei der Findung eines passenden Baugrundstücks. Diesen Service wollen wir beibehalten und intensivieren. Die Annahme, dass der Markt hier jedoch für die Schaffung von bezahlbarem, insbesondere von gefördertem Wohnraum sorgt, ist falsch. Auf dem nun geplanten Gebiet am Wellersberg werden mindestens 25% der Bruttogeschossfläche für den Bau von gefördertem Wohnraum festgesetzt (Antrag der SPD-Fraktion zum Haushalt 2021).
Durch die geplante Bebauung am Wellersberg wird das Naherholungsgebiet zudem nicht, wie häufig in der aktuellen Diskussion argumentiert, zerstört. So hat der Rat der Stadt Siegen hat am 10.04.2020 beschlossen das Naherholungsgebiet zwischen Kinderklinik und Panzerstraße zu belassen. Die grüne Bergkuppe wird ebenfalls nicht bebaut.
Ebenfalls wird auch kein naturbelassener Bereich für „Flächenfraß“ geopfert. Bei dem Bereich, der für eine Bebauung am Wellersberg vorgesehen ist, handelt es sich nämlich nicht um eine naturbelassene, ökologisch hochwertige Fläche, sondern um den eingezäunten Bereich einer ehemaligen militärischen Liegenschaft der belgischen Streitkräfte (Munitionsdepot des Truppenübungsplatzes), der mit entsprechenden Altlasten im Boden (Munitionsreste, Betriebsmittel der Panzer etc.) verunreinigt ist. Die städtischen Maßnahmen bewirken somit eine Aufwertung dieses aktuell vorbelasteten Bereiches. Das Haupterholungsgebiet wird nicht angerührt. Zudem ist die Fläche aktuell im Besitz des Bundes. Wenn die Stadt dieses Gebiet nicht erwirbt, kann dies ein beliebiger privater Investor tun und dort etwas bauen, das auch aus klima- und umweltpolitischer Sicht nicht den städtischen Vorstellungen entspricht.